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Defense & Security

Schweden tritt der NATO bei: Was das für das Bündnis und den Krieg in der Ukraine bedeutet

Flaggen der NATO-Schweden und Türkiye, die darauf hinweisen, dass Schweden auf die Zustimmung Türkiyes wartet

Image Source : Shutterstock

by Simon Smith , Jordan Becker

First Published in: Jul.11,2023

Aug.25, 2023

Überraschend hat die Türkei ihr Veto gegen den Beitritt Schwedens zur NATO aufgegeben und damit alle Hindernisse für eine Mitgliedschaft in dem Militärbündnis beseitigt. Ungarn schloss sich schnell an, und dank der Unterstützung der beiden Länder konnte auf dem NATO-Gipfel 2023 in Vilnius, Litauen, ein Konsens erzielt werden. Die Zusage des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, Schwedens Beitrittsgesuch zu unterstützen, wird als eine der wichtigsten Errungenschaften des Gipfels bezeichnet werden. Schweden reichte seinen formellen Antrag auf Mitgliedschaft im Mai 2022 ein, ebenso wie Finnland, das im April 2023 in das Bündnis aufgenommen wurde. Schweden ist zwar kein offizielles Mitglied, unterhält aber seit fast 30 Jahren sehr enge Beziehungen zur NATO, seit es 1994 dem Programm "Partnerschaft für den Frieden" des Bündnisses beigetreten ist. Das Land hat sich an NATO-Missionen beteiligt. Und als Mitglied der Europäischen Union, das einen Beitrag zur gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik der Union leistet, hat es auch eng mit der großen Mehrheit der europäischen NATO-Verbündeten zusammengearbeitet. Mit ihrem Streben nach einer NATO-Mitgliedschaft haben sowohl Schweden als auch Finnland ihre traditionelle Politik der militärischen Blockfreiheit drastisch geändert. Ein entscheidender Auslöser für diesen Schritt war zweifellos der Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022. Es ist auch ein weiterer Beweis dafür, dass der russische Präsident Wladimir Putin zwei seiner eigenen strategischen Ziele nicht erreicht hat: die Schwächung der Solidarität im Bündnis und die Verhinderung einer weiteren NATO-Erweiterung in Richtung der russischen Grenzen. Der Beitritt Finnlands und Schwedens ist von erheblicher operativer Bedeutung für die Art und Weise, wie die NATO verbündete Gebiete gegen russische Angriffe verteidigt. Die Integration dieser beiden Staaten an ihrer Nordflanke (Atlantik und europäische Arktis) wird dazu beitragen, die Pläne für die Verteidigung ihres an die Ukraine angrenzenden Zentrums (von der Ostsee bis zu den Alpen) zu festigen. Dadurch wird sichergestellt, dass Russland mit starken und interoperablen Streitkräften an seiner gesamten Westgrenze konfrontiert ist.

Warum die Türkei ihr Veto zurücknahm

Seit einigen Jahren ist das Verhältnis der Türkei zur NATO nuanciert und angespannt. Die Einwände der Türkei gegen den Beitritt Schwedens hingen angeblich mit ihrer Besorgnis über Schwedens Politik gegenüber der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) zusammen. Die Türkei hat Schweden beschuldigt, kurdische Kämpfer zu beherbergen. Die NATO hat dies als legitime Sicherheitsbedenken anerkannt, und Schweden hat im Rahmen seiner Annäherung an die NATO Zugeständnisse gemacht. Der Hauptgrund für das Abkommen könnte jedoch ein Zuckerbrot gewesen sein, das die USA in Aussicht gestellt haben. Der amerikanische Präsident Joe Biden scheint nun die Pläne für die Lieferung von F-16-Kampfjets an die Türkei voranzutreiben – ein Geschäft, das durch Erdoğans veränderte Haltung gegenüber Schweden ins Rollen gekommen zu sein scheint. Es ist jedoch häufig der Fall, dass eine Vielzahl von Geschäften und Andeutungen von Geschäften dazu beitragen können, Bewegung in die NATO zu bringen. Jeder, auch die Türkei, scheint nun in der Lage zu sein, diese Entwicklungen ihren Wählern zu Hause als Gewinn zu verkaufen.

Die 'Nordische Runde'

Der Beitritt Schwedens bedeutet, dass nun alle nordischen Staaten der NATO angehören. Diese Erweiterung ist nicht nur in operativer und militärischer Hinsicht von Bedeutung, sondern hat auch erhebliche politische, strategische und verteidigungsplanerische Auswirkungen. Obwohl Finnland und Schweden schon seit Jahren "virtuelle Verbündete" sind, bedeutet ihr formeller Beitritt einige Veränderungen in der Praxis. In strategischer Hinsicht können die beiden Staaten nun nahtlos mit den übrigen NATO-Staaten zusammenarbeiten, um eine gemeinsame Verteidigung zu planen. Die Integration strategischer Pläne ist äußerst wertvoll, insbesondere in Anbetracht der massiven Grenze Finnlands zu Russland und des Besitzes kritischer Gebiete wie der Ostseeinsel Gotland durch Schweden. Dies wird die strategische Interoperabilität und Koordinierung verbessern. Auch die NATO-Bündnispartner öffnen ihre Verteidigungsplanungsbücher gegenseitig in noch nie dagewesener Weise. Finnland und Schweden werden sich nun im Rahmen des NATO-Verteidigungsplanungsprozesses bilateralen (mit dem internationalen Sekretariat der NATO) und multilateralen (mit allen Verbündeten) Prüfungen unterziehen. Sie werden auch zu den strategischen Entscheidungen beitragen, die diesem Prozess zugrunde liegen. Auch ihre Verteidigungsinvestitionen werden unter die Lupe genommen (und sie werden die Ausgaben anderer Verbündeter unter die Lupe nehmen). Erste Analysen deuten darauf hin, dass Finnland und Schweden seit 2014 hinter dem Anstieg der Verteidigungsinvestitionen ihrer nordischen Nachbarn zurückgeblieben sind. Finnlands Verteidigungsinvestitionen sind vor und nach dem NATO-Beitritt sprunghaft angestiegen. Auch wenn wir erst in einigen Monaten wissen werden, ob dies auch für Schweden gilt, können wir mit ähnlichen Steigerungen rechnen. Bündnisnormen und Gruppenzwang sind mächtig. Die Erweiterung der NATO um Schweden ist aus all diesen Gründen ein wichtiger Schritt. Jeder, der das Gipfeltreffen in Vilnius verfolgt hat, wird sich nun natürlich fragen, ob sich die Situation für die ukrainischen Beitrittsbestrebungen durch die Verschiebung ändert, aber eine Antwort ist nicht in Sicht. Eine endgültige Entscheidung darüber, ob der Ukraine vorerst ein Aktionsplan für die Mitgliedschaft angeboten wird, ist eine zu große Hürde, vor allem vor dem Hintergrund eines andauernden Krieges, dessen Ausgang noch nicht absehbar ist.

First published in :

The Conversation

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Simon Smith

Simon Smith ist derzeit außerordentlicher Professor für Sicherheit und internationale Beziehungen an der Staffordshire University sowie Senior Research Fellow am Scotland Institute. 

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Jordan Becker

Jordan Becker ist Assistenzprofessor für internationale Beziehungen an der Militärakademie der Vereinigten Staaten in West Point, New York, wo er in der Abteilung für Sozialwissenschaften Kurse in internationaler Sicherheit, internationalen Beziehungen und vergleichender Politik unterrichtet. Außerdem ist er Direktor des sozialwissenschaftlichen Forschungslabors. 

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