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Energy & Economics

Unterwassergeopolitik und internationales Recht: Tiefseebergbau im Indopazifik

Offshore-Ölplattform und Gasbohrschiff mit Beleuchtung

Image Source : Shutterstock

by Abhishek Sharma , Udayvir Ahuja

First Published in: Aug.31,2024

Oct.07, 2024

Das Streben nach wichtigen Mineralien darf nicht auf Kosten der Umwelt gehen; ein weltweites Moratorium für den Tiefseebergbau sollte die logische Konsequenz sein

Die Welt steht vor einem potenziellen geopolitischen und ökologischen Konfliktpunkt, der jedes Land in mehrfacher Hinsicht betreffen wird. Der Grund für diesen Streit ist die Suche nach kritischen Mineralien in der Tiefsee. Kritische Mineralien gelten als die Bausteine der modernen Technologie. Zu sagen, dass sie für die wirtschaftliche und nationale Sicherheit eines jeden Landes entscheidend sind, wäre eine Untertreibung. Da der Abbau und die Gewinnung kritischer Mineralien in schwierigen geografischen Gebieten sehr komplex sind, hat sich die Jagd nach ihnen intensiviert. Neben dem Festland sehen viele Länder nun auch den Weltraum als Alternative. Die Suche und kommerzielle Nutzung von Mineralien aus Himmelskörpern wie dem Mond und Asteroiden ist jedoch nach wie vor eine Herausforderung. Daher ist die Suche nach wichtigen Mineralien in der Tiefsee nun in eine neue Phase des Wettbewerbs eingetreten, in der die Länder nicht mehr abwarten, sondern aktiv in den Prozess des Tiefseebergbaus eingreifen. Während sich einige Länder wie China, Indien und Südkorea (siehe Tabelle 1) darauf vorbereiten, die Chance zu ergreifen, und versuchen, Kapazitäten und Fähigkeiten aufzubauen, haben andere die ökologischen und ökologischen Auswirkungen des Tiefseebergbaus angesprochen. Vor diesem Hintergrund ist es von entscheidender Bedeutung, die Hauptakteure in diesem Wettlauf zu identifizieren und die damit verbundenen internationalen rechtlichen Nuancen zu verstehen.

Tabelle 1: Von der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) ausgestellte Explorationsverträge

 


 

Quelle: ISA.

Wozu die Eile?

Die Dringlichkeit des Problems der kritischen Mineralien wird durch zwei Faktoren noch verschärft: Schnell abnehmende Vorräte an kritischen Mineralien für den menschlichen Gebrauch und ihre steigende Nachfrage. Hinter diesem plötzlichen Ansturm stehen zwei wichtige Gründe: Erstens die Konzentration auf saubere und erneuerbare Energien, die für die grüne Energiewende von entscheidender Bedeutung ist, und zweitens der steigende Verbrauch von Hochtechnologieprodukten, der von der starken Nutzung kritischer Mineralien abhängt. Zur Veranschaulichung sei auf die Verwendung von Mineralien in Hightech-Produkten unterschiedlicher Größe verwiesen, z. B. in Smartphones, Magneten für Elektroautos und komplizierten Maschinen wie F35-Tarnkappenflugzeugen. Ein F35-Flugzeug zum Beispiel benötigt 920 Pfund Seltene Erden, was die Bedeutung dieser Mineralien für jede Nation verdeutlicht. Obwohl der Tiefseebergbau kein ausschließlich indo-pazifisches Phänomen ist, ist der Wettbewerb in dieser Region aufgrund der hohen Einsätze am stärksten zu spüren. Die Hauptakteure in diesem Wettlauf sind China, Indien, Südkorea und sogar nichtstaatliche Akteure wie Privatunternehmen wie die Metals Company (TMC), ein in Kanada ansässiges Unternehmen, die erhebliche Anteile an diesem Gebiet haben.

Internationale Meeresbodenbehörde: China und politische Einflussnahme

Im Rahmen des Seerechtsübereinkommens der Vereinten Nationen (UNCLOS) von 1982 wurde die Internationale Meeresbodenbehörde (International Seabed Authority, ISA) mit dem Mandat gegründet, "alle Tätigkeiten im Zusammenhang mit Bodenschätzen zu organisieren und zu kontrollieren" und einen "wirksamen Schutz der Meeresumwelt" auf dem Meeresboden der internationalen Gewässer, die ein globales Gemeingut sind, zu gewährleisten. Die ISA setzt sich aus der Versammlung, dem Rat und dem Sekretariat zusammen. Das wichtigste beratende Gremium der ISA, der Rechts- und Technikausschuss (LTC), soll die Behörde bei der Ausarbeitung der Regeln, Vorschriften und Verfahren (RRPs) zur Regelung der Bergbauaktivitäten auf dem internationalen Meeresboden unterstützen. Während die Gespräche über die Festlegung eines Rechtsrahmens für den Unterwasserbergbau bereits seit 2016 laufen, hat die ISA durch die Auslösung der "Zwei-Jahres-Regel" durch den Inselstaat Nauru im Jahr 2021 zunehmend internationale Aufmerksamkeit erlangt. Wenn der ISA-Rat die entsprechenden RRP nicht innerhalb von zwei Jahren nach Eingang des Antrags auf Genehmigung eines Ausbeutungsplans annimmt, muss er diesen Plan gemäß dem SRÜ "auf der Grundlage der Bestimmungen des Übereinkommens und der Regeln, Vorschriften und Verfahren, die der Rat vorläufig angenommen hat, oder auf der Grundlage der Normen des Übereinkommens und der Bestimmungen und Grundsätze dieses Anhangs sowie des Grundsatzes der Nichtdiskriminierung unter den Vertragspartnern" prüfen und genehmigen. Seit diesem Vorfall haben die Verhandlungen natürlich an Fahrt aufgenommen, wobei China die führende Rolle bei der Gestaltung des Tiefseebergbaukodex spielt, da es die Verhandlungen in ihrer Anfangsphase beeinflussen möchte und darauf bedacht ist, sie voranzutreiben. Auf der Juli-Tagung des ISA-Rates 2023 blockierte China den von Frankreich, Chile und Costa Rica eingebrachten Antrag, ein Moratorium für den Tiefseebergbau zu diskutieren. Die Abwesenheit der Vereinigten Staaten (USA) in der ISA macht Pekings Rolle zu einer herausragenden Position. Diese Diskussion wird wahrscheinlich schwerwiegende Auswirkungen auf die Zukunft der Hohen See haben, die 60 Prozent der Weltmeere bedeckt. Auf der Sitzung des ISA-Rates im Juli 2023 unterstützten China und andere Staaten wie Nauru, Japan, Australien, Indien, Norwegen und Russland den Tiefseebergbau gegen eine Gruppe von 20 Ländern, die sich aufgrund fehlender wissenschaftlicher Erkenntnisse dagegen aussprachen und auf ein Moratorium drängten. Eine Ausnahme bildete Frankreich, das ein vollständiges Verbot des Tiefseebergbaus forderte. Neben den Nationalstaaten haben sich auch viele internationale multinationale Unternehmen wie Google, Samsung, BMW, Volvo Group und Tesla der Forderung nach einem Moratorium für den Tiefseebergbau angeschlossen. Diesem Aufruf haben sich 804 Meereswissenschaftler und -politiker aus 44 Ländern angeschlossen und empfehlen eine "Pause, bis ausreichende und solide wissenschaftliche Informationen vorliegen". Der Ruf nach einem Moratorium hat sich seit der Entdeckung von "dunklem Sauerstoff" am Meeresboden verstärkt. Sogar die Europäische Union hat als Reaktion auf die Entscheidung Norwegens, in der Arktis mit dem Tiefseebergbau zu beginnen, eine Resolution zur Unterstützung eines Moratoriums verabschiedet.

Festgefahren in der Schwebe

Da der kommerzielle Tiefseebergbau näher denn je an die Realität heranrückt, ist es von entscheidender Bedeutung, das komplexe Zusammenspiel geopolitischer, ökologischer und rechtlicher Herausforderungen zu analysieren und eine Bilanz zu ziehen, die die Zukunft der internationalen Beziehungen und des Umweltschutzes bestimmen wird. Da Länder wie China, Norwegen, Südkorea und sogar Indien ihre Anstrengungen zur Ausbeutung dieser unerschlossenen Ressourcen beschleunigen, steht die Welt vor einer wichtigen Entscheidung: Vorrang für unmittelbare wirtschaftliche und technologische Gewinne oder für die empfindlichen Ökosysteme der Tiefsee. Chinas geopolitische und strategische Ziele und sein wachsender Einfluss auf internationale Organisationen, einschließlich der ISA, müssen bei der Entscheidung berücksichtigt werden, wenn unbestreitbar viel auf dem Spiel steht, nicht nur für den Indopazifik, sondern für den gesamten Planeten. Das Moratorium wird auch im Einklang mit dem bewährten Vorsorgeansatz vorgeschlagen. Bei diesem Ansatz handelt es sich um ein weit gefasstes rechtliches und philosophisches Prinzip, das eine Pause und eine Neubewertung im Falle einer menschlichen Innovation/Aktivität vorschlägt, die angesichts fehlender wissenschaftlicher Erkenntnisse potenziell Schaden anrichten könnte. In Anbetracht der dringenden Bedenken von Wissenschaftlern, Umweltschützern und mehreren Nationen sollte ein weltweites Moratorium für den Tiefseebergbau die logische Konsequenz sein. Zwar haben einige, darunter auch der derzeitige Generalsekretär der ISA, argumentiert, dass eine solche vorsorgliche Pause nicht im Einklang mit dem UNCLOS stünde, doch wäre sie eine Verpflichtung im Rahmen der Verfassung der Ozeane. In einem Gutachten hat der Internationale Seegerichtshof (ITLOS) die Tendenz bestätigt, dass der Vorsorgeansatz Teil des Völkergewohnheitsrechts wird, und erklärt, dass er sowohl für die Staaten als auch für die ISA eine "verbindliche Verpflichtung" darstellt. Dieser Ansatz ist in Grundsatz 15 der Rio-Erklärung verankert. Ein Beispiel für ein solches völkerrechtliches Moratorium ist das Internationale Walfangübereinkommen, das auf der Grundlage des Vorsorgeprinzips verabschiedet wurde und in den letzten 35 Jahren weitgehend befolgt worden ist. Während die Weltgemeinschaft dieses Neuland betritt, muss sie sicherstellen, dass das Streben nach wichtigen Mineralien nicht auf Kosten der Umwelt geht, die uns alle ernährt. Die heute getroffenen Entscheidungen werden weitreichende Folgen haben, die geopolitische Landschaft prägen und darüber entscheiden, ob sich die internationale Gemeinschaft angesichts gemeinsamer Herausforderungen zusammenschließen kann oder ob der Wettlauf um Ressourcen zu weiterer Fragmentierung und Konflikten führen wird.

First published in :

Observer Research Foundation (ORF)

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Abhishek Sharma

Abhishek Sharma ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Strategischen Studienprogramm des ORF. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der regionalen Sicherheit und geopolitischen Entwicklungen im Indopazifik mit besonderem Schwerpunkt auf Nordostasien. Er arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Center for Air Power Studies (CAPS). Er war Non-Resident Kelly Fellow beim Pacific Forum und NASC Fellow bei der Takshashila Institution. Abhishek schloss 2021 sein Studium der Internationalen Beziehungen an der South Asian University ab. Seine Schriften wurden in mehreren Publikationen veröffentlicht, darunter Lowy Institute, Nikkei Asia, East Asian Forum, Binding Hook, NK News, South Korea Pro und SCMP. Er hat auch für peer-reviewte Fachzeitschriften veröffentlicht. 

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Udayvir Ahuja

Udayvir absolviert derzeit ein LLM in internationalem Recht an der SOAS University in London. Zuvor war Udayvir Programmkoordinator für das Strategic Studies Program der Observer Research Foundation, wo er sich über operative Aspekte hinaus mit dem Schreiben und Recherchieren zu aktuellen Themen im Bereich des Völkerrechts, der Geopolitik und der internationalen Beziehungen beschäftigte.  Er arbeitete als Stabsoffizier im Büro des Generaldirektors des Energy and Resources Institute (TERI) und davor als Legislativassistent des Member of Parliament (LAMP) Fellow. Udayvir war auch als Zivil- und Strafanwalt in Delhi tätig.  

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